Schriftenreihe zum Kongress
…wird fortlaufend ergänzt!
01.02.2023
Volker Igstadt Eva-Maria Thoms
Inklusion –Bildungspolitik missbraucht Elternwahlrecht download
Über Jahrzehnte haben Eltern und Elteninitiativen gegen die Sonderschulpflicht und für die Normalisierung der Lebensverhältnisse von Kindern mit Behinderung im Gemein-samen Unterricht gekämpft. Gegen den Widerstand von Schulbehörden und Bildungspolitik haben sie das Recht gefordert, den Lernort für ihr Kind selbst bestimmen und wählen zu können. Und immer mussten sie sich den Vorwurf gefallen lassen, dass sie mit dieser Entscheidung die Elterninteressen über das Wohl des Kindes stellen. Kin-der mit Behinderung wurden als angeblich sonderschulbedürftig im gegliederten Schulsystem der Sonderschule zugewiesen. Generell wurde ihnen das Wahlrecht verweigert. Mit der Ratifizierung der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) und deren rechtlicher Umsetzung in allen Bundeslän-dern hat sich die Situation umgekehrt. Die Bildungspolitik hat das „Elternwahlrecht“ entdeckt. Sie hat es zum politischen „Herzstück“ für die inklusive Schulentwicklung gemacht. Aber nichts ist damit für inklusive Bildung, für Kinder und Eltern gewonnen. Dies zeigen sehr nachdrücklich Beiträge zum Thema von Volker Igstadt aus juristischer Sicht und von Eva-Maria Thoms aus Elternperspektive.
17.05.2021
Marianne Demmer
1920-2020 Schulreform in Deutschland – Eine (un)endliche Geschichte download
Marianne Demmer blickt aus eigenem Erleben auf beinahe 70 Jahre Schulpolitik in Deutschland zurück. Nachhaltig geprägt wurde sie durch die Zeit der Bildungsreform und Studentenbewegung in den 1960er und 1970er Jahren. Von Beruf ist sie Lehrerin. Sie sagt von sich selbst „Ich bin eine typische Bildungsreserve: weiblich, vom Lande und erste Akademikerin in der Familie.“
Als engagierte Verfechterin einer gemeinsamen Schule für alle Kinder sind soziale Gerechtigkeit, Qualität und Chancengleichheit die Leitlinien ihres
bildungspolitischen Handelns. Von 1997 bis 2013 war sie hauptberufliches Mitglied des Geschäftsführenden Vorstands der Gewerkschaft Erziehung
und Wissenschaft (GEW) und seit 2005 deren stellvertretende Vorsitzende.
Seit ihrer Pensionierung ist Marianne Demmer Mitglied im Hochschulrat der Universität Siegen und betreibt in ihrer Siegerländer Heimat die Galerie
und Agentur „bild-wort-ding“, in der sie Bildung, Kunst und Kultur zusammenbringt.
17.01.2020
Dr. Peter Schmitt
Wie ich als Autist die
Schulzeit (üb)erlebt habe download
Dr. Peter Schmidt ist Diplom-Geophysiker, IT-Experte, Projektleiter, Autor und Referent. Er startete sein Berufsleben als Wissenschaftler. Vor etwa 20 Jahren wechselte er in die IT-Abteilung eines großen Pharma-Konzerns. Seither ist er dort in verschiedenen Funktionen tätig, zunächst als Programmierer, dann als Projekt- und Systemmanager und zurzeit als internationaler Koordinator für IT-Projekte mit Schwerpunkt SAP-Software. Schmidt ist heute 54 Jahre alt. Er heiratete 1993 und hat zwei Kinder. Erst mit 41 Jahren fand er, ohne danach zu suchen, heraus, dass er Autist ist. Auf die Frage an Fachärzte, ob das denn stimme, hieß es, bei ihm sei Autismus in Form des Asperger-Syndroms geradezu klassisch ausgeprägt, völlig untypisch dagegen sei das, was er damit aus seinem Leben gemacht habe.
06.12.2019
Dr.Brigitte Schuhmann
Das verweigerte Recht
auf inklusive Bildung download
Die Autorin Brigitte Schumann legt pointiert dar, dass die deut-sche Bildungspolitik den von der Behindertenrechtskonvention
(UN-BRK) geforderten Umbau des selektiven zu einem inklusiven Bildungssystem verweigert und damit den Kindern inklusive
Bildung vorenthält. Deutsche Bildungspolitiker*innen und die Kultusministerkonferenz (KMK) versuchen hartnäckig, das segregierende Doppelsystem von Regelschulen
und Sonderschulen zu erhalten, obwohl dieses besonders kostenträchtig ist und zu Lasten der inklusiven Schulentwicklung geht. B. Schumann erläutert, wie die KMK den „Elternwillen“ instrumentalisiert, um
Sonderschulen zu stabilisieren, und warum in Regelschulen Inklusions-quoten steigen, aber die Exklusionsquoten (Sonderschul-zuweisungen) dennoch nahezu unverändert hoch bleiben. Eine entschiedene Aus-einandersetzung führt B. Schumann mit der Rolle, die der Sonder-pädagogik in Deutschland für die Inklusion zugewiesen wird, und wie sich diese Rolle historisch begründet. Im Fokus ihrer Kritik stehen die ehemaligen Hilfsschulen bzw. die heutigen Sonderschulen mit
dem Förderschwerpunkt Lernen. Sie macht deutlich: Das hoch differenzierte Sonder-Inhaltsverzeichnisschulsystem Deutschlands ist international nahezu einzigartig und insbesondere die „Lernbe-hinderung“ ein „deutsches Phänomen“. B. Schumanns Beitrag zu dieser wichtigen Debatte fußt auf ihrer 2018 erschienenen „Streitschrift Inklusion“, in der ihre Position umfangreich nachzulesen ist. Ihre bittere Folgerung ist, dass in Deutschland entgegen der politisch behaupteten „Inklusionserfolge“ tatsächlich eine „Pseudo-Inklusion“ im Bildungs-wesen stattfindet.
07.11.2019
Dr. Sigrid Arnade
Die inklusive Gesellschaft –
ein Gewinn für alle download
Sigrid Arnade reflektiert in ihrem Beitrag das in der UN-BRK zum Ausdruck kommende
Gesellschaftsmodell im Kontrast zur realen Umsetzungspolitik in Deutschland. Sie erläutert die maßgeblichen Vorgaben („Allgemeinen Bemerkungen“) des UN-Fachausschusses zur Umsetzung des Rechts auf
inklusive Bildung und gesellschaftliche Teilhabe. Sie stellt dar, dass und wie die Empfehlungen
des Fachausschusses an Deutschland nach der kritischen Staaten- prüfung 2015 bisher – nicht – umgesetzt wurden und begründet die Hoffnung, wie dennoch politische Maßnahmen in Deutschland kleine
Schritte auf dem Weg zu einer inklusiven Gesellschaft bedeuten könnten, in der Vielfalt als Gewinn wahrgenommen wird.
24.05.2018
Prof. Dr. Justin J.W. Powell: Chancen und Barrieren Inklusiver Bildung im Vergleich: Lernen von Anderen zum download
Justin Powell vergleicht als deutsch-amerikanischer Bildungssoziologe die Entwicklungen von Bildungssystemen, insbesondere Fragen von Persistenz und Wandel an der Schnittstelle zwischen Sonderpädagogik und Inklusiver Bildung. Seine komparatistische Forschung zeigt sowohl Barrieren als auch Reformmöglichkeiten im Bereich Inklusiver Bildung auf.
Seine Studien wurden mehrfach ausgezeichnet. 2006 verlieh ihm der Society for Disability Studies den Zola Award für seine Dissertation, veröffentlicht als Barriers to Inclusion: Special Education in the United States and Germany (Abingdon: Routledge, [2011] 2016). Sein Buch Comparing Special Education: Origins to Contemporary Paradoxes, mit John G.Richardson verfasst (Stanford: Stanford University Press, 2011), erhielt 2012 den Outstanding Book Award der American Educational Research Association. Und sein Aufsatz mit Jonna M. Blanck und Benjamin Edelstein in der Schweizerischen Zeitschrift für Soziologie “Persistente schulische Segregation oder Wandel zur inklusiven
Bildung? Die Bedeutung der UN-Behindertenrechtskonvention für Reformprozesse in den deutschen Bundesländern” erhielt 2014 den Ersten Preis der Fritz Thyssen Stiftung für sozialwissenschaftliche Aufsätze.
28.8.2017
Dr. Reinald Eichholz: „Blick nach vorn: Menschenrechte bleiben der Maßstab!“ – Heftreihe „Eine für alle“ Teil 2 erschienen zum download
Die herausgebenden Verbände möchten mit dieser Schriftenreihe dazu beitragen, dass die notwendigen und grundlegenden Reformen unseres Bildungssystems auf der Agenda bleiben. Im zweiten Heft der Reihe veröffentlichen wir einen Vortrag von Dr. Reinald Eichholz, der auf dem Bundeskongress der Herausgeber („Eine für alle – Die inklusive Schule für die Demokratie“, 2016) große Zustimmung erfuhr.
Reinald Eichholz bettet den Anspruch des Menschenrechts auf Bildung für alle in eine breite Reflexion über Erscheinungsformen und Ursachen akuter globaler Veränderungen, politischer Auseinandersetzungen und Konflikte ein. Gerechtigkeit, die Achtung der Menschenwürde und die Demokratie stellen den philosophischen und juristischen Kompass dar, der die Gesellschaften und Staaten auf die umfassende Teilhabe aller verpflichtet und die Bedeutung inklusiver Bildung weit über die Dimension eines „bildungspolitischen Kampfbegriffs“ hinaushebt. Die Konzepte der Bundesländer zielen – so Eichholz – in ihrer Substanz nicht auf Inklusion, sondern im ganz herkömmlichen Sinne auf Integration einer bestimmten Gruppe von Schülerinnen und Schülern in die sogenannten Regelschulen. Damit wird die Allgemeingültigkeit des menschenrechtlichen Anspruchs verkannt. Schon die Vorstellung, die „Regelschule“ sei der Rahmen für die von der UN-Behindertenrechtskonvention angestoßenen Weiterentwicklung, ist laut Eichholz verfehlt. Er skizziert somit grundlegende Fehlentwicklungen und beschreibt schließlich die Umrisse der inklusiven Schule von morgen. Außerdem veröffentlichen wir in diesem Heft Auszüge aus der „Allgemeinen Bemerkung Nr. 4“ des UN-Fachausschusses in Folge der Staatenprüfung Deutschlands 2015. Die Verbreitung dieser „Allgemeinen Bemerkung“ halten wir für außerordentlich wichtig. Der UN-Fachausschuss für die Rechte von Menschen mit Behinderungen (Commitee on the Rights of Persons with Disabilities,CRPD) ist dafür zuständig, die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention in den Vertragsstaaten zu überwachen. Er prüft ihre Staatenberichte und behandelt Individualbeschwerden. Die „Allgemeine Bemerkung Nr. 4“ ist somit ein Instrument, um die Forderung an die Landesregierungen und Behörden zu untermauern, ihren Verpflichtungen bei der Umsetzung inklusiver Bildung menschenrechtsbasiert und konsequent nachzukommen.
28.6.2017
Vernor Muñoz: „Deutschland auf dem Prüfstand des Menschenrechts auf Bildung“ – Heftreihe „Eine für alle“ Teil 1 erschienen zum download
„Inklusive Bildung ist kein Modetrend, sondern das universelle Recht aller Kinder auf gemeinsames Lernen“, so Vernor Muñoz, im Rahmen des Bundeskongresses „Eine für alle – Die inklusive Schule für die Demokratie“. Als ehemaliger UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Bildung ist Muñoz ein Experte, der den deutschen Bildungspolitiker*innen bereits seit einigen Jahren den Spiegel vorhält. Stets hebt er dabei hervor, dass erfolgreiche Inklusion einen Systemwechsel erfordert.
400 Teilnehmerinnen und Teilnehmer sowie Expertinnen und Experten haben im September vergangenen Jahres beraten, welche Barrieren einer Entwicklung hin zu einem inklusiven und demokratischen Bildungswesen entgegenstehen und welche Transformationsschritte erforderlich und möglich sind. Das Bündnis der Veranstalter will auch weiterhin für das gemeinsame Lernen aller Kinder und Jugendlicher in einer Schule für alle werben und streiten. Dies soll über Veranstaltungen und die Einmischung in bildungspolitische Diskussionen hinaus auch in Form einer Schriftenreihe erfolgen. In unregelmäßigen Abständen wollen wir Vorträge und andere Beiträge zu den Kongressthemen herausgeben und damit dazu beitragen, dass die notwendigen und grundlegenden Reformen unseres Bildungssystems auf der Agenda bleiben. Teil 1 der Schriftenreihe enthält den ins Deutsche übersetzten Hauptvortrag von Vernor Muñoz. Das Bündnis der veranstaltenden Organisationen hat seine Position zum Kongress in einer gemeinsamen Erklärung bekräftigt, die ebenso in diesem Heft abgedruckt ist.
Grußworte
Frankurter Erklärung
Vorträge
- Vortrag Haldis Holst, Stellvertretende Generalsekretärin der Bildungsinternationale (Education International):
Reflections from Norway and EI - Vortrag Prof. Dr. Ewald Feyerer „Eine für alle – Die inklusive Schule für die Demokratie: Ein Blick über die Grenzen nach Österreich“
Vortragsfolien
Diskussionsforen
- Dr. Sandra Reitz, Leiterin der Abteilung Menschenrechtsbildung des Deutschen Instituts für Menschenrechte: Das Menschenrecht auf Bildung im deutschen Schulsystem
- Prof. Dr. Manfred Weiß, Deutsches Institut für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF):
Vortrag: Leistungs- und Gerechtigkeitsdefizite des selektiven Schulsystems: bildungsökonomische Forschungsevidenz - Prof. Dr. Manfred Weiß, Deutsches Institut für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF):
Paper: Forschungsbasierte Aussagen der Bildungsökonomie zur Schulstruktur - Cornelia Gresch, Institut zur Qualitätsentwicklung im Schulwesen: Soziale (und ethnische) Bildungsungleichheit: Die Rolle der Schulklasse
Vortragsfolien
Forum 03: Inklusive Schule – In welcher Gesellschaft wollen wir leben?
- Prof. Dr. Susanne Thurn, ehemalige Schulleiterin der Laborschule Bielefeld:
Thesen zur Diskussion
Forum 04: Transformationswege aus dem selektiven Schulsystem
-
- Dr. Joachim Lohmann, Staatssekretär a.D., „Wir können die gemeinsame Schule für alle schaffen“
- Prof. Dr. Ewald Feyerer, Pädagogische Hochschule Oberösterreich, Linz
Thesenblatt und Folien zum Vortrag
Forum 07: Schule als Lebensraum am ganzen Tag – Anforderungen an Schulbau und Räume in der inklusiven Schule
- Zusammenfassung
- Dr. Karl Imhäuser, Vorstand der Montag-Stiftung Jugend und Gesellschaft und Prof. Dr. Andrea Platte, Technische Hochschule Köln
Forum 12: Übergänge im Schulsystem: Barrieren für die Chancengleichheit und eine Belastung für alle Beteiligten
- Zusammenfassung
- Antje Mismahl, Schulleiterin der Primus-Schule Minden und Ulrich Vieluf, Wissenschaftliche Begleitung der Pilotphase Gemeinschaftsschule in Berlin
Vortragsfolien
Forum 14: Eine Schule für alle – Chance für kommunale und regionale Bildungsplanung und Entwicklung“
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- Manfred Beck, Stadt Gelsenkirchen, Stadtdirektor und Vorstand Kultur, Bildung, Jugend, Sport und Integration“
Vortragsfolien und
-
- Volker Kersting
italienisches Presse-Echo
- Sindacati tedeschi contro le scuole ghetto per stranieri:
Sindacati tedeschi contro le scuole ghetto per stranieri
Veranstalter
- Veranstalter Bundeskongress „Eine für alle – Die inklusive Schule für die Demokratie“:
Kurzprofile der Veranstalter
Downloads
- Gesamtprogramm Bundeskongress „Eine für alle – Die inklusive Schule für die Demokratie“ – neu
12.09.2016 – (pdf – 1.35 MB) - Frankfurter Erklärung
26.09.2016 – (pdf – 126.77 KB) - Zahlen, Daten, Fakten
26.09.2016 – (pdf – 236.52 KB) - Literaturliste der beteiligten ExpertInnen und Partner
10.10.2016 – (pdf – 199.20 KB)
Links
- Pressemitteilung: „Inklusive Schule für alle ist die Schule für die Demokratie“
- Inklusions-Kongress: „Soziale Spaltung überwinden“
- Inklusion statt Selektion!
- bildungsklick.de: Kongressbericht „Bündnis fordert Menschenrecht auf inklusive Bildung für alle“
- Bildungsinternationale – EI: „Germany: teachers’ union calls for inclusive school policies and systems“
- Institut für Musikpädagogik Wien: Bericht „Die inklusive Schule für Demokratie“
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